Humanistische Seelsorge

Wer sich plötzlich fern des vertrauten Alltags wiederfindet, sein Leben nicht mehr in den eigenen Händen hat, ist schnell verunsichert oder verängstigt.

Fragen nach Sinn und Zukunft machen dann besonders zu schaffen oder stellen sich womöglich zum ersten Mal. Manchmal sind dann auch die eigenen Angehörigen nicht die besten Ansprechpartner. In solchen Situationen kann ein vertrauliches Gespräch mit einem unbelasteten Dritten sinnvoll und angenehm sein.

Manchmal ist es schwierig, die eigenen Gedanken zu ordnen oder Gefühle zu benennen. Humanistische Seelsorge ist religionsfreie, wertegebundene Begleitung auf Augenhöhe, wenn Sie…
• ein verständnisvolles offenes Ohr suchen,
• in einer ethischen Zwickmühle stecken,
• nach Sinn und Halt in ihrem Leben suchen,
• Freude mitteilen wollen,
• schlicht nicht allein sein wollen,
• sich wieder auf den Alltag vorbereiten,
• emotionale Belastungen erleben
• oder Abschied nehmen müssen.

Humanistische Seelsorger*innen haben sich durch Aus- und Weiterbildung auf ihren Einsatzort gut vorbereitet. Sie leben und arbeiten auf der Grundlage von Werten wie Vernunft, Selbstbestimmung und Engagement. Sie haben auch gelernt, sich nicht selbst zu überschätzen, sondern ggf. andere Berufsgruppen einzubeziehen – selbstverständlich nur mit Ihrem Einverständnis.

Humanistische Seelsorge steht konfessionsfreien wie konfessionsgebundenen Menschen gleichermaßen offen. Sprechen Sie mit uns über das, was sie bewegt – in aller Ruhe und selbstverständlich vertraulich.

Informationen für Insassen der Justizvollzugsanstalten (JVAs) Dresden, Zeithain und Chemnitz sowie deren Angehörige und Strafverteidiger*innen

Zur Terminfindung des Besuchs in der JVA rufen Sie uns bitte unter 0351/2644587 an oder fordern Sie die Justizbediensteten hierzu auf. Gern können Sie auch per Brief mit uns in Kontakt treten.

Häufige Fragen

Als Atheist gehe ich doch einfach zum Psychologen…
Und das ist solange richtig, wie es um eine psychologische Fragestellung geht, die in der ICD-10 (einer Liste möglicher Erkrankungen, z.B. Depression) genannt ist. Zudem sind Psychotherapeut*innen gut beraten, ihre eigenen weltanschaulichen oder religiösen Vorstellungen aus der Behandlung herauszuhalten.
In einer Sinnkrise oder einem ethischen Dilemma geht es jedoch um Probleme, die weltanschaulich nicht neutral gelöst werden können: Jeder Mensch muss Entscheidungen auf der Grundlage seiner Überzeugungen und im Rahmen des gültigen Rechts treffen. Seelsorge ist eine eigenständige Profession.

Gilt bei Ihnen auch das „Seelsorgegeheimnis“?
Ja, und zwar ohne Einschränkungen. Als Weltanschauungsgemeinschaft haben wir dieselben verfassungsmäßigen Rechte – unabhängig von der Rechtsform (n.e.V., e.V., KdöR). Keine staatliche Institution kann unseren Seelsorger*innen ihr Amt absprechen oder sie zu Aussagen zwingen. Hierzu gibt es bereits einschlägige Gerichtsurteile, z.B. des Bundesgerichtshofes (BGH NStZ 2010, 646 [648]).

Welche Ausbildung haben „Humanistische Seelsorger*innen“?
Zu den weltanschaulichen Voraussetzungen gehört eine gefestigte humanistische, weltliche Grundhaltung. Die Aus- bzw. Weiterbildung für Humanistische Seelsorge umfasst folgende Inhalte, die je nach Einsatzfeld entsprechend gewichten werden: Grundlagen der Routinen am Einsatzort, Kenntnis der häufigsten Krankheitsbilder und deren Behandlungsmethoden, Sozialpädagogik oder Sozialarbeit, Psychologie, Kriminologie, Rechtsgrundlagen, Philosophieren als Kulturtechnik, Öffentlichkeitsarbeit, Anleitung von Ehrenamtlichen, Selbstreflexion. Können eine adäquate Praxis oder die sonstige Befähigung nachgewiesen werden, richtet sich der Umfang der Aus-/Weiterbildung nach den individuellen Erfordernissen.

Als Atheisten glauben Sie doch gar nicht an eine „Seele“!
Atheismus verneint nur die Frage, ob jemand an Gott (oder mehrere „höhere Wesen“) glaubt. Humanismus hingegen ist eine Weltanschauung mit einem komplexen System zur Deutung der Welt, der Rolle des Einzelnen in ihr, der Sicht auf die Gesellschaft und auch zu Fragen der Sinngebung für das eigene Leben.
Humanist*innen teilen nicht die religiöse Vorstellung einer unsterblichen Seele, sondern bezeichnen mit diesem Wort die individuelle Persönlichkeit eines Menschen; also hinsichtlich welcher psychischen Eigenschaften (Mentalität, Charakter, Sichtweisen) sich ein Menschen von einem anderen unterscheidet.
Das Wort „Seele“ stammt vom althochdeutschen „sela“ und bedeutete ursprünglich „die Bewegliche“. Das Verständnis Humanistischer Seelsorge geht zurück auf Dialoge von Platon (um 400 v.u.Z.): Sorge um das eigene Selbst (in Abgrenzung von der Sorge um Geld, Ruhm oder Ehre), das Kümmern um die eigene Anständigkeit, Tugend, um Einsicht und Wahrheit. Die Seele (psyché) ist bei Platon der Ort der ethischen und moralischen Lebenseinstellung.
Humanistische Seelsorge beschreiben wir daher auch als „Pflege der Persönlichkeit“.

Bekommen Sie eine staatliche Förderung?
Nein.

Wie kann ich dieses Angebot unterstützen?
Die Humanistischen Seelsorger*innen leisten ihre Arbeit ehrenamtlich, dennoch entstehen Ausgaben für Fahrtkosten, Infomaterial und Versicherungen. Wir sind für jede finanzielle Unterstützung dankbar! Über „PayPal“ können Sie direkt an uns spenden (PayPal.Me/HVDD, verschlüsselte Verbindung). Auf unserer Seite Spenden&Helfen finden Sie weitere Informationen.

Bildnachweise:
gemeinfrei, morguefile.com